1968: Übernahme zur Pacht durch Dr. Karl-Heinz Kleine (geb. 25.04.1938) nach dem Tod Wolfgang Preuß
Die Häfnet-Apotheke in den 70er-Jahren
Wolfgang Preuß war schwer Herzkrank. Da die Krankheit immer weiter voranschritt und wohl auch die emotionale Belastung der letzten Jahre nicht spurlos vorüberging, verschlimmerte sich der Zustand zusehendes. Deshalb wurde eine Herzklappenoperation vorgenommen, die er jedoch nicht überlebte.
Ein Bild aus frühen Tagen in der noch nicht umgebauten Apotheke; von links v.l.: Fr. Lohre Essig, Fr. Asal geb. Schwark, Fr. Sinöbe Beck, Hr. Martin Strache (Bild: Frau Wiemer)
Der plötzliche Tod von Wolfgang Preuß brachte mehrere Biographien durcheinander: zum einen stand die Witwe Preuß allein mit ihrem Sohn vor einer neugegründeten und damit stark schuldenbelasteten Apotheke, zum anderen hatte Dr. Kleine mit seiner Frau Gudrun einen so schnellen Wechsel in die Selbständigkeit nicht einkalkuliert. Herr Kleine kannte zwar die Apotheke aus vorhergehenden Aushilfstätigkeiten, war aber auf diesen plötzlichen Wechsel ebensowenig vorbereitet wie alle anderen Beteiligten. deshalb beendete er erst deine Promotion an der Universität Freiburg. In dieser Zeit wurde die Apotheke verwaltet. Danach wurde er Pächter. Durch das Pachtverhältnis war gewährleistet, daß sowohl die Witwe eine Versorgung erhielt, als auch der Pächter einen angemessenen Teil des Betriebsgewinnes.
Die beiden Familien wohnten überdies in den Wohnungen der Lörracher Str. 2 direkt über den Geschäftsräumen der Apotheke.
Die Häfnet-Apotheke in den 80er-Jahren
In den Jahren 1989/1990 wurde die Apotheke in größerem Stil umgebaut und modernisiert.
Unter Herrn Kleine wurde die Apotheke als ein Ort bekannt, der ein gutes Betriebsklima und fröhliche Mitarbeiterinnen aufwies. Die folgendnen fast schon wieder historischen Aufnahmen belegen dies:
Betriebsausflug 1981, von links: v.l.: Fr. Wiemer, Fr. Julia Haas, Fr. Wehrer, Fr. Nurdan Erdun, Fr. Asal, Fr. Sänger, Hr. Kleine (Bild: Frau Wiemer)
Weihnachtsfeier 1987, von links: vl: Hr. Kleine, Fr. Asal, Fr. Behringer, Fr. Sänger (Bild: Fr. Wiemer)
Dr. Kleine nahm regen Anteil am Dorfleben, so war er u.a. etliche Jahre Vorsitzender des DRK-Ortsverbandes und Gründungsmitglied des Tennisvereins Steinen. Dr. Kleine verstarb am 22.09.2014.
Dr. Karl Heinz Kleine (1938 - 2014) (Bild: Familie)
Der Nachruf
2003: Übernahme durch das Apothekerehepaar Alexandra und Gernot Roth, Inhaber Gernot Roth, Haibach bei Aschaffenburg. Dr. Kleine verabschiedet sich in den Ruhestand.
2011: Gründung der Merian-Apotheke in der Friedrichstr. 17 in Höllstein durch Gernot Roth als Filialbetrieb der Häfnet-Apotheke in der direkten Nachbarschaft zu den Höllsteiner Einkaufsmärkten.
2014: Umbau Handverkaufsraum
Nach einer gewissen Zeit wird es nötig. frischen Wind in die Apotheke zu bringen. Deshalb wurde der in die Jahre gekommene Handverkaufstisch durch modernere Exemplare ersetzt.
Vorher, altbewährt und altbekannt...
...und nachher: die dezente Anpassung an moderne Zeiten.
2015: Ehrung von Arbeitsjubiläen
Am 29.10. fand im Rahmen einer Feierstunde die Ehrungen für Arbeitsjubiläen von Mitarbeiterinnen der Häfnet-Apotheke und der Merian-Apotheke in Steinen durch den Inhaber, Apotheker Gernot Roth statt. Geehrt wurden Frau Apothekerin Brigitte Behringer für 30jährige und Frau Irene Asal als pharmazeutisch-technische Angestellte für 35jährige Betriebszugehörigkeit. Seit 40 Jahren in der Häfnet-Apotheke in Steinen sind Frau Brigitte Wiemer und Frau Regina Wehrer. Für die 40jährigen Betriebsjubiläen von Frau Wehrer und Frau Wiemer wurde die Ehrenurkunde des Landes Baden Württemberg, unterzeichnet von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, durch den Bürgermeister Rainer König zusammen mit einer kleinen Aufmerksamkeit der Gemeinde Steinen verliehen.
Frau Wiemer ist seit über vierzig Jahren zuerst als Auszubildende, dann als Apothekenhelferin tätig, Frau Wehrer begann bereits 1970 mit der Ausbildung zur Apothekenhelferin und wirkt seit 1974 als pharmazeutisch-technische Angestellte in der Apotheke.
Alle vier Mitarbeiterinnen sind seit Jahrzehnten bei den Patientinnen und Patienten bekannt und bliebt und gehören "fast schon zum Inventar", wie Inhaber Gernot Roth scherzhaft bemerkte. Er dankte Ihnen herzlich für das große und langjährige Engagement und wünschte ihnen auch weiterhin viel Freude und Spaß an ihrem erfüllenden Beruf.
Das Bild zeigt von links Brigitte Behringer, Irene Asal, Bürgermeister Rainer König, Inhaber Gernot Roth, Brigitte Wiemer und Regina Wehrer, beide jeweils mit der Ehrenurkunde des Landes.
2016: 150jähriges Jubiläum: im Laufe des Jubiläums konnte Herr Roth durch mehrere Besuche im Staatsarchiv die bisher nur unklar bekannten historischen Hintergründe der Apotheke deutlicher erforschen. Dies wurde auch durch mehrere Presseartikel gewürdigt. Erfreulicherweise zeigten auch Aufrufe in der Bevölkerung erfolg, die noch alte Bilder zu Tage förderten, die sonst auf immer verschwunden wären.
Das Jubiläum wird natürlich mit zahlreichen Aktionen gefeiert.
Apotheker Gernot Roth mit der ominösen Teedose, die die Geschichtsrecherche erst zum Rollen brachte (Bild: Badische Zeitung/Robert Bergmann)
Das Jahr 2017 war für die Häfnet-Apotheke ein Jahr, das mit großen Wechseln, großen Abschieden, aber auch vielen Neuanfängen verbunden war.
Zum ersten März verabschiedete sich Frau Asal in den Ruhestand. Nach über 35 Jahren in der Häfnet-Apotheke war Sie fast schon zu einem Teil des Inventars geworden. Immer ruhig und gelassen, aber auch immer fröhlich und gut gelaunt prägte Sie das Bild der Apotheke über Jahrzehnte. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedeten wir uns von Ihr.
Als Neuankömmling konnten wir dafür Frau Zenk begrüßen, die, direkt mit besten Noten von der PTA-Schule, mit frischem Charme und neuer Energie die durch den Chef gebildete fränkische Minderheit in der alemannischen Apotheke tatkräftig verstärken konnte.
Danach kam ein weiterer schmerzlicher Abschied. Unsere Apothekerin Frau Behringer, auch seit über 30 Jahren in der Apotheke, wollte noch einmal einen berufliche Neuanfang wagen und verabschiedete sich in eine weiter weg gelegene, andere Apotheke in unmittelbarer Nähe ihres Wohnhauses. Auch hier tat sich eine große Lücke auf, die gefüllt werden musste.
Glücklicherweise konnten wir dafür zwei neue Apothekerinnen gewinnen: Frau v. Gruchalla und Frau Kremser-Füth konnten den entstandenen leeren Platz mit neuer Energie und neuem Enthusiasmus füllen. Noch hapert es zwar auf Grund nordischer Herkunft an kleineren linguistischen Verständnisschwierigkeiten beim "Kuechichäschtli" (alemannisch für "Küchenschrank"), aber auch hier zeigt sich große Lernbereitschaft.
Im Sommer ging es dann weiter mit dem Abschiednehmen. Frau Wehrer, ihres Zeichens PTA, unser guter Geist im Handverkauf und Herrscherin aller Reusen im Labor, wollte sich nach über 40 Jahren Pharmazie doch noch zur Ruhe setzen. Obwohl ihrem zurückhaltenden Wesen jegliche Ehrungen abhold sind, auch an dieser Stelle nochmals ein großes Lob für die hervorragende Leistungen und die Loyalität in so langer Zeit.
Hier wird ein neuer, lieber Geist in die großen Fußstapfen treten. Diesen guten Geist haben wir in Frau Tümkaya, unserer neuen PTA, gefunden.
Dem Ruf der Gattin folgend, entschloss sich darauf hin Herr Wehrer, unser botenfahrendes höllsteiner Urgestein, ab November ebenfalls von seinem Amte zurückzutreten. Auch er prägte das Bild der Apotheke über fast zehn Jahre, und wir und die viele Patienten werden seine lustige Art vermissen, mit der er sich nicht scheute, auch einen schief hängenden Briefkasten einer alten Dame auf die Schnelle im "Vorüberfahren" zu richten. Herr Wehrer wird aber nicht ganz verschwinden, sondern weiterhin, nämlich als Urlaubsvertretung, bei uns tätig sein.
Einen weiteren Wechsel gab es im Herbst. Unsere Frau Hölscher, die seit 2010 als PTA in unserem Team tatkräftig und voller Begeisterung gewirkt hat, musste sich zu unserem großen Leidwesen aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. Mit ihr ist die Spezialistin für Riesenhunde von uns gegangen, die seit Jahren ihre Begeisterung für Riesenschnauzer mit uns und unseren Kunden geteilt hat. Wir hoffen, daß sie mit Mann und Hund noch lange Jahre den Unruhestand genießen kann!
Die Abschiede zogen sich bis zum letzten Tag des Jahres hin. Zum Ende des Jahres verabschiedeten wir unseren Apotheker Rainer Gutmann in den Ruhestand. Er hatte als erfahrener und in Ehren ergrauter Kollege die letzten vier Jahre seines Arbeitslebens bei uns verbracht und vor allem in der Merian-Apotheke gewirkt.
Und so ging ein sehr bewegtes Jahr zu Ende. Wir wünschen allen "Ehemaligen" viel Glück, Gesundheit und weiterhin alles Gute im neuen Lebensabschnitt!
Der technische Fortschritt schreitet voran, und da wir hier im schönen Deutschland leben, natürlich auch die Verwaltungsvorschriften. So war es dringend notwendig, das alte Labor, daß noch aus der ersten Zeit der Apotheke stammte und nach und nach jeweils angepasst wurde, endgültig zu eliminieren und durch etwas komplett Neues zu ersetzen.
Labor? Ja Sie haben richtig gelesen. Wir in der Apotheke haben ein vollausgestattestes Labor, denn nach den gesetzlichen Vorschriften prüfen wir alle eigehenden Rohstoffe aud Identät - schauen also, ob auch das drin ist was draufsteht. Dazu nehmen wir Instrument (Mikroskope bei Teedrogen, Schmelzpunktbestimmung bei Substanzen, Brechnungsindex bei Flüssigkeiten usw.), aber auch nasschemische Methoden, also substanztypische Reaktionen mit anderen Chemikalien im Reagenzglas. Dazu braucht es eben geeignete Räume.
Und wieder ist es soweit, Abschied von einer liebgewonnenen Seele unserer Apotheke zu nehmen - Frau Wiemer, Ihres Zeichens letztes Urgestein mit über 40jährigem Angestelltendasein, hat die Apotheke Mitte 2019 verlassen, um sich Ihrem Ruhestand zu widmen. Allen Kunden wird Ihre liebevoll-alemannische Art fehlen - und dem Team (natürlich mit Chef) eine liebgewonnene Mitarbeiterin. Wir wünschen Ihr und Ihrem Mann eine lange, gesunde und glückliche Zeit des Unruhestandes!
Folgende Personen waren beim Aufspüren alter Bilder, Dokumente und Texte hilfreich:
Herr Peter H. Berthold, Landesapothekerkammer Stuttgart (Urkunde Betriebserlaubnis)
Herr Apotheker Hans Michler, Nymphenburg-Apotheke München (Informationen Wilhelm Michler)
Herr Uli Merkle, Zell (Anekdote Erna Hartlieb)
Frau Dr. med. dent Gerlinde Michler-Hildmann (Bild Wilhelm Michler)
Herr Jochen Rees, Staatsarchiv Freiburg (Recherche)
Familie Lothar Schaub (Bilder Julius Schmidt)
Herr Gerhard Schaum, Hüsingen (Bilder der alten Apotheken in Bahnhofsstr., Jahnstr. und im Salmen)
Frau Heidrun Strübe, Steinen (Bild Herr Preuß, Bild Gasthaus Salmen)
Herr Winfried Studer, Stadtarchiv Neuenburg (Recherche Michler Neuenburg, Bilder zerstörtes Neuenburg)
Frau Apothekerin Annemarie Taeschner (Recherche historische Apotheken Lörrach)
Herr Apotheker Joachim Weichhold, Villingen (Bilder Werner Weichhold und Salmen)
Ganz besonderen Dank an die leider verstorbene Frau Elisabeth Bertsch (05.10.1917 - 18.12.2016), Steinen, für die zahlreichen Anekdoten und die netten Gespräche über die gute alte Zeit.
Elisabeth Bertsch 1917 - 2016 (Foto: Familie)
Herzlichen Dank dafür!
Nach wie vor suchen wir alte Bilder und Urkunden zur Apothekengeschichte Steinens. Dazu gehören auch Bilder der alten Apotheker, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Apotheken selbst. Alle zu uns gebrachten Bilder und Urkunden werden von uns digitalisiert und können gleich wieder mit nach Hause genommen werden.
Weitere Quellen:
Staatsarchiv Freiburg, Akten des Staatlichen Gesundheitsamtes Lörrach, Sonderakten E Apotheken, EIII/1f Apotheke in Steinen, geöffnet 01.04.1935, geschlossen 1967 - jetzt: G 1173/1 Nr. 81 Gesundheitsamt Lörrach/Sach- und Sammelakten/Apotheken: Apotheke in Steinen (Wiesental-Apotheke)
Ortschronik Steinen, Gemeinde Steinen, 1982
E-Mail Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg vom 14.09.2010
Persönliche Gespräche und Briefwechsel mit den Angehörigen.
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Beachten Sie auch die Bildbände von Herrn Schaum, der sich außerordentlich für den Erhalt von altem Bild- und Filmmaterial über das Dorf verdient macht. Bezugsadresse: Gerhard Schaum, Laierstr.11, 79585 Steinen.