Eisenbahnstr. Apotheke ca 1942klein

Die Apotheke in der Bahnhofstraße im "zeitgenössisch-festlich" geschmückten Steinen um 1942 (Bild: Gerhard Schaum).

Am 27.01.1942 erhält Wilhelm Michler, geboren am 23.03.1885 in Bonndorf, Approbation 1911 in Karlsruhe die Betriebserlaubnis für die Wiesental-Apotheke. Endgültig übernimmt er die Apotheke zum 01.03.1942.
Die Familie Michler, die zwei Söhne hatte, erreichte nicht die Beliebtheit seines Vorgängers. Es herrschte allerdings auch durch die Endphase des Krieges und die darauf folgende Zeit an allen Ecken und Enden Mangel, was das Leben und Überleben auch schon so schwer genug gemacht hatte.
So stellte Michler am 17.10.1945 den Antrag auf zeitweilige Schließung der Apotheke am Dienstag und Donnerstag wegen "Mangel an Arzneiwaren ... und Heizmaterial", was allerdings auf keine große Begeisterung seitens der Behörden stieß. Der Antrag wurde abgelehnt. Auch eine Rüge bei der Apothekenmusterung geht in diese Richtung. Am 20.04.49 wird die "allgemeine Ordnung und Sauberkeit" bemängelt, die "...lässt sehr zu wünschen übrig". Allerdings schien auch der Prüfer leicht angesäuert gewesen zu sein, da v.a. administrative Dinge (Personallisten) und nur wenige Arzneimittel bemängelt werden.

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Harte Zeiten. Ein Schreiben an die Gemeinde Weitenau (Bild: H.W. Dürr)

Als Personal sind beschäftigt:
Ruth Wiedmer (geb. 15.05.24) als Helferin vom 1.11.46 bis 23.09.48, Gertrud Hollewegen als Helferin ab 01.02.49, Friedrich Heidenreich als Apotheker (geb. 10.06.09 in Zürich), vorher Hebel-Apotheke Lörrach, 22.03.50 bis 17.04.1951, Apothekerin Gertrud Kreczy (geb. 06.10.05 in Lodsch, Polen), vorher Stadt-Apotheke Schopfheim, vom 17.04.1951 bis 07.01.52 nach Messkirch/Baden. Apotheker Russok (geb. am 15.02.08 in Kriischskowitz, Vorexamen am 19.06.31 Düsseldorf, Dipl.-Chemiker am 20.07.44 in Freiburg) macht vom 02.01.47 bis 31.01.49 Vertretungen. Als Hilfspersonal ist ab 01.08.46 ein Erwin Michler eingetragen, geb. am 02.10.20 in Geiselwind/Mainfranken.

 

Wilhelm Michler war wohl von seiner Persönlichkeit her nicht "pflegeleicht". Dies beweist nicht nur der schnelle Wechsel des Personals. Im Archiv ist auch eine bitterliche Beschwerde des Apothekers Heidenreich vermerkt, der am 31.05.1951 schriftlich beim Amt ein "vollkommen unkorrektes und unkollegiales Verhalten meines bisherigen Arbeitgebers..." beklagt. Michler hatte ihn unter der Begründung entlassen, daß die Apotheke keinen weiteren Apotheker finanzieren könne, ihm aber keine Abschlussdokumente und Arbeitsbestätigungen ausgehändigt.

Auch sonst nimmt man scheinbar nicht alles so ganz genau: eine am 06.06.1951 eingegangene Anzeige der Beratungsstelle für Suchtkranke des Gesundheitsamtes Lörrach vermerkt, daß in der Apotheke die verschreibungspflichtigen Polamidon-Tabletten über längere Zeit ohne Rezept abgegeben worden seien. Michler gelobt Besserung.

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Wilhelm und Käthchen Michler (Bild: Familie)

Am 27.07.1946 setzt der Sohn Hans Michler (geb. 27.07.1922 in Furtwangen) seine am 25.05.1944 in der Hagenmarkt-Apotheke (Dr. Bohlmann, Braunschweig) begonnene und durch die Einberufung zur Wehrmacht unterbrochene Apothekenlehre fort. Am 20.03.1947 tritt er nach bestandener Vorprüfung aus und studiert in Freiburg Pharmazie. 1948 und 1949 macht er Semestervertretungen, um nach der Approbation am 08.10.1952 endgültig als Apotheker bei seinem Vater mitzuarbeiten. Der Briefkopf der Apotheke wird stolz in "Wilhelm Michler & Sohn" abgeändert.

10.09.1953: Verlegung der Apotheke in das ehemalige Gasthaus “Zum Salmen”, Lörracher Str. 6.

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Der Salmen 1928 (Bild: Gerhard Schaum)

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Das Gasthaus zum Salmen vor... (Bild: Heidrun Strübe)

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...und nach der Umwandlung in eine Apotheke (noch mit der Aufschrift "Gasthaus zum Salmen", aber schon mit dem Apotheken-A als Ausleger über der Türe. Heute befindet sich ein Flachdachkomplex an der Stelle (ehemals "Konsum", dann Getränkemarkt, dann Elektro-Kropf, 2014 Spielwaren Zumkeller) (Bild: Gerhard Schaum)

In dieser Zeit sind beschäftigt:
als Helferinnen Johanna Betting von der Löwen-Apotheke, Lörrach vom 27.02.53 bis 12.11.53, Erica Abele von Belchen/Schönau als Azubi ab 05.09.53, Brigitte Jänsch als Azubi vom 25.09.53 vis 11.04.56, übernommen als Helferin vom 11.4.56 bis 02.07.57, Ruth Krummel vom 01.12.1950 bis 12.11.1953, Philomena Lieske aus Bremen vom 19.11.53 bis 1.10.56.

Die Verlegung läuft problemlos, bei der Musterung am 01.12.1953 ist zuerst alles ohne Beanstandung, bei der Nachmusterung am 14.12.1953 werden allerdings die Räumlichkeiten und die Raumaufteilungen beanstandet.

Offensichtlich hatte Wilhelm Michler die Übergabe an seinen Sohn geplant, was auch der Briefkopf dokumentiert. In der Akte des Gesundheitsamtes findet sich jedoch eine Aktennotiz vom 06.04.1955 mit einem Inhalt, der alles verändert:

Mitte November 1955 verläßt Hans Michler die väterliche Apotheke "aus familiären Gründen" und zieht nach München, wo er auch bleibt und auch sein Sohn eine Apotheke bis heute betreiben wird. Der Vater verpachtet. Pächter wird am 14.03.1955 Werner Weichhold (geb. 22.09.1912 in Berlin-Steglitz, Approbation 1937 Dresden) aus der Stadt-Apotheke in Weil. Die Benachrichtigung über das Pachtverhältnis schreibt Weichhold auf Papier mit dem alten Briefkopf der Apotheke. Der Satz "Wilchelm Michler & Sohn" ist durchgestrichen.